Hey Girl!
Steckst du fest?
Hast du trotz Training nur wenig Fortschritte?
Kämpfst du mit den letzten paar Kilo, aber sie wollen einfach nicht verschwinden?
Ist deine Periode unregelmäßig oder ist sie sogar seit Monaten gar nicht mehr gekommen?
Fühlst du dich ausgelaugt und müde, bist du dauernd krank, obwohl du dich bewusst ernährst und regelmäßig Sport treibst?
Eigentlich machst du doch schon alles richtig – oder?
Ich weiß wie frustrierend es ist, mit dem Gefühl zu leben, einfach nicht die eigenen körperlichen- oder leistungsorientierten Ziele zu erreichen, während andere auf Instagram und Tik Tok dir suggerieren, dass es doch nur genug Disziplin benötigt um genauso erfolgreich und schlank zu sein.
Aber wusstest du, dass 60-78 % der Sportlerinnen unter einem Energiemangelsyndrom leiden? Und hier wird der Hobbybereich mit einbezogen! Das bedeutet, auch wenn du ja „nur“ regelmäßig ins Fitnessstudio, joggen und radfahren gehst, könntest du betroffen sein.
Inzwischen wird diese Störung in Fachkreisen als RED-S bezeichnet = Relatives-Energie-Mangel-Syndrom. Ein etwas veralteter Begriff im Frauensport ist das „female athlete triad“. Da aber auch Männer betroffen sein können, wird inzwischen der neutrale Begriff RED-S verwendet.
Der beschriebene Energiemangel beeinflusst langfristig den gesamten Körper und kann u.a. zu folgenden Störungen führen:
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Chronische Müdigkeit
- Zyklusstörungen, Hormonstörungen, Unfruchtbarkeit und Ausbleiben der Periode
- Haarausfall
- Langsame Wundheilung
- Brüchige Knochen oder häufige Verletzungen, Osteoporose
Manchmal können Betroffene nicht mehr Abnehmen, weil der Körper verzweifelt die letzten Fett- (Energie-) Reserven verteidigt, manche Experten sprechen hier sogar von einer Stoffwechselreduktion. Da bei RED-S auch häufig die Schilddrüse in Mitleidenschaft gezogen wird, kann eine Schilddrüsenunterfunktion in diesem Zusammenhang aber auch zu einer Zunahme, bzw. zur Hemmung der Fettreduktion führen. Bei anderen liegt aber ein starker Gewichtsverlust vor.
Bei einem RED-S schaltet dein Körper in den Energiesparmodus, nicht-überlebensnotwendige Funktionen wie Wachstum und Fortpflanzung werden heruntergefahren, da du dich dauerhaft in einem Energiedefizit befindest. Die Folge von RED-S wird als LEA bezeichnet. LEA steht für low energy availability.
Klassifikation von "Energy-Avaliability-Levels"
- Optimale EA für Gewichtserhalt und Energie für alle physiologischen Funktionen: Frauen: > 45 kcal / kg FFM
- Subklinisches LEA, tolerierbar über einen kurzen Zeitraum: Frauen: 35 – 45 kcal / kg FFM
- Klinisches LEA mit Einfluss auf Gesundheit und sportliche Leistung: Frauen: < 35 kcal / kg FFM
Diagnostik
RED-S ist für Experten oft schwer fassbar, weil die Symptome sehr diffus und unterschiedlich ausfallen können. Das Internationale Olympische Komitee hat inzwischen ein klinisches Assessment-Tool für Sportler entwickelt. Du findest es hier: https://stillmed.olympics.com/media/Documents/Athletes/Medical-Scientific/Consensus-Statements/REDs/IOC-REDs-CAT-V2.pdf
Wenn du also:
- dauernd müde und erschöpft bist
- jede Grippe mitnimmst
- Ermüdungsbrüche oder viele Verletzungen erlebst
- Zyklusstörungen beobachtest
- Dauernd auf Diät bist
- Stress empfindest, wenn du es einmal nicht zum Sport geschafft hast
- Magen-Darm-Probleme bemerkst
- Schlafstörungen hast
- einen ungesunden Bezug zu Essen oder eine Essstörung hast
- und unter Herzrythmusstörungen oder Bradykardie leidest…
Solltest du eine genauere Diagnostik durchführen lassen um RED-S auszuschließen. Und Achtung, nicht alle dieser Symptome müssen zeitgleich auftreten, viele Betroffene merken sehr lange überhaupt nichts oder haben nur vereinzelt, diffuse Symptome.
Therapie
Kurz vorab: das schwierige an der Therapie von RED-S ist oft der Kopf! Was meine ich damit? Frauen die betroffen sind, haben häufig einen negativen Bezug zu ihrem Körper (Sport als Bestrafung, Sport als Betäubung oder Kompensation, schlechter Bezug zu essen mit teils Essstörungen…) und haben durch Leistungsansprüche einen hohen Druck bezüglich ihrer sportlichen Leistung. Ich habe Patienten, die es kaum aushalten eine Sporteinheit ausfallen zu lassen und das obwohl sie bereits im Übertraining sind. Ich sehe teilweise Trainingspläne von renommierten Trainern, die bei weiblichen Athleten komplett ohne Deloads, das gesamte Jahr durchgehend auf einem hohen Leistungsniveau geplant werden. Dabei wird mir immer bewusst, wie wenig RED-S in der Sportwelt bis jetzt bekannt ist! Ich bin davon überzeugt dass männliche Athleten von Deloads profitieren und die Planung von Deloads und Tapering sollte fester Bestandteil eines Trainingsplans sein bei Frauen sind Deloads aber elementar.
Deswegen empfehle ich dir, wenn du den Verdacht hast unter RED-S zu leiden, dir einen Therapeuten zu suchen.
Therapietools:
- Ausreichende Energieversorgung (Deckung aller Makro- und Mikronährstoffe, angepasst an das individuelle sportliche Pensum)
- Ausgleichen von Nährstoffmängeln (Blutbild erforderlich)
- Regeneration und Pausen planen (Trainingsplanung mit Tapering und / oder Deloads)
- Ein überdurchschnittlich geringer Körperfettanteil sollte nicht über einen längeren Zeitraum erhalten werden.
- Stress- und Schlafmanagement
- Evaluierung der Knochendichte und der Hormongesundheit, evtl. individuelle Therapie
Look after yourself!
Ich weiß, du hast wahrscheinlich – genau wie ich – die perfekte Version von dir im Kopf, wie du aussiehst, welche Erfolge du hast, wie dein Leben aussieht. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass es gut ist, motiviert und diszipliniert zu sein, nur entspricht das Idealbild der heutigen Frau, häufig nicht dem gesundheitlichen Anspruch unseres Körpers. Und neben Sport, Fitness, Gymshark-Leggins und Whey Shake, müssen die meisten von uns sich mit Arbeit und Existenz, Beziehungen und familiären Problemen herumschlagen und oft spielt das Leben eben nicht nach Plan.
Deswegen –
Schau nicht auf andere, konzentriere dich auf dich selbst und bestrafe deinen Körper nicht, denn du hast nur diesen einen.
Quellen
Cabre HE, Moore SR, Smith-Ryan AE, Hackney AC. Relative Energy Deficiency in Sport (RED-S): Scientific, Clinical, and Practical Implications for the Female Athlete. Dtsch Z Sportmed. 2022;73(7):225-234. doi: 10.5960/dzsm.2022.546. Epub 2022 Nov 1. PMID: 36479178; PMCID: PMC9724109.
https://stillmed.olympics.com/media/Documents/Athletes/Medical-Scientific/Consensus-Statements/REDs/IOC-REDs-CAT-V2.pdf
Wer im Leistungs- oder im Breitensport langfristig Spaß haben möchte, sollte sich mit RED-S beschäftigen. Die hohe Prävalenz bei Frauen ist alarmierend!
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