Ein ehrlicher Blick auf Selbstfürsorge, Überforderung und neue Wege zu innerer Ruhe
Ich hatte große Pläne: tägliche Meditation, mehr Achtsamkeit, mehr bei mir sein. Endlich weniger gestresst! Und das natürlich alles in einem Alltag voller To do’s, mit ständigen Gedanken an Business, Patienten, Organisation und was die Zukunft bringt.
Spoiler:
Ich hab’s nicht durchgezogen.
Zumindest nicht täglich, wie geplant. Im Gegenteil – es ist der emotional anstrengendste Monat seit Langem (Tag 20 heute). Die täglich geplante Meditation fühlt sich bis jetzt eher wie ein weiterer Stressor auf meiner To Do-Liste an.
Aber warum ist gerade Stille, Rückzug, bei sich sein so schwer – gerade dann, wenn man es am meisten braucht?

Warum fällt Meditation uns oft so schwer?
Meditation klingt simpel: du musst dich einfach hinsetzen, tief ein- und ausatmen und an nichts denken…
…ich sagte an NICHTS DENKEN!
Ja genau! Es ist extrem schwierig dabei zu bleiben, denn du brauchst zwar Disziplin und Motivation um dich hinzusetzen und zu meditieren, aber in der Meditation musst du Loslassen.
Wir starten in eine Meditation mit der Erwartung, dass wir danach tiefenentspannt und fokussiert sind, wenn wir diese Veränderungen nicht sofort spüren, obwohl wir ja so fleißig ruhig dasaßen, werden wir frustriert und schmeißen hin. Fortschritte sind nicht sichtbar, wie beim Muskelaufbau, sondern entstehen dann, wenn du loslässt.
Reizüberflutung & Alltag:
Wir schwimmen in To-dos, Mails, Push-Nachrichten, sind dauernd erreichbar unser Nervensystem ist oft im ständigen „fight-and-flight-Modus“, das andauernde berieseln über Instagram ist auch schon Normalität geworden, der Bildschirm ist unser Zuhause, aber ohne Ruhe.
Wenn es dann plötzlich still wird, kann das unruhig machen. Im Alltag sind wir permanent abgelenkt, Stille nimmt diese Reize weg – und plötzlich: Emotionen, Gedanken, Zweifel steigen hoch, vielleicht auch unverarbeitete Themen (z. B. Konflikte, Selbstwertfragen, Körperempfindungen) klopfen an. Dein Nervensystem interpretiert das als Bedrohung: „Hier ist was los, ich muss handeln!“
Warum Meditation uns nervös macht
- In der Stille werden Gedanken & Gefühle hörbar, die wir sonst überdecken.
- Das Nervensystem ist auf Aktivität trainiert – Ruhe fühlt sich bedrohlich an.
- Wir sind kulturell nicht auf „Nichtstun“ programmiert (Kontrollverlust).
Erwartungen & Druck:
Die Vorstellung, man „muss“ meditieren, selbst wenn man sich (so wie ich) nie damit identifizieren konnte und Glaubenssätze wie „Ich bin schlecht im Meditieren“, „Ich kann das nicht“, „Ich kann nicht still sitzen“, blockieren dass wir die Ruhe schätzen lernen.
Was mir (und vielleicht auch dir) hilft:
🔸 Geführte Meditationen
- Struktur & Stimme helfen beim Einstieg.
- Lieblingsquellen: z. B. 7Mind, Calm, YouTube-Kanäle mit weiblicher ruhiger Stimme, aber auch Spotify bietet einige sehr gute geführte Meditationen.
🔸 Gehmeditationen
- Ideal bei innerer Unruhe.
- Natur, Bewegung & Achtsamkeit kombinieren sich → weniger Druck als „Sitzen & Atmen“
🔸 Atemübungen (z. B. 4-7-8, Box Breathing)
- Wirken unmittelbar beruhigend.
- Können überall gemacht werden – auch im Auto oder im Bett.
- Sind fast immer Bestandteil meiner Therapiepläne 😉
🔸 Tools & Hilfsmittel
- Kopfhörer mit Noise Cancelling → Abschottung & Fokus
- Augenmasken oder leichte Decken → sensorische Reizreduktion
- Aromatherapie z.B. über einen Diffusor
🔸 Realistische Ziele setzen
- 2 Minuten sind besser als nichts.
- Lieber jeden Tag ein bisschen als gar nicht.
🔸 Erlaubnis, andere Wege zu finden
- Achtsamkeit ist nicht gleich Sitzen & Atmen.
- Journaling, Musik hören, bewusstes Duschen, Barfußgehen → alles kann Meditation sein. Versuche deine Umgebung einmal bewusst mit allen Sinnen zu spüren, finde die kleinen Wunder in deinem Alltag, freu dich an Sonnenstrahlen, an Gras unter deinen Füßen oder an frischem Wasser.

Meine Learnings aus dem Meditations-Mai
- Meditation ist nicht immer angenehm. Aber das bedeutet nicht, dass ich gescheitert bin, trotzdem möchte ich mich weiter damit beschäftigen und auch in Zukunft zumindest kleine Meditationseinheiten in ruhigen Momenten einbauen.
- Es geht nicht darum, „perfekt“ zu sein, sondern regelmäßig zurückzukehren. Und ja: ich habe es nicht jeden Tag geschafft, trotzdem fange ich immer wieder an.
- Wenn du dich selbst nicht loslässt – ist es okay. Bleib einfach dran. Werte nicht wie „gut“ du meditiert hast, wie entspannt du heute warst oder ob du möglichst wenig gedacht hast, sondern lass deine Gedanken kommen und gehen.
Welche Meditationsform funktioniert für dich?
Schreib mir oder teile deine Erfahrungen – auch wenn sie chaotisch sind.
Denn genau das ist Achtsamkeit: da sein, mit dem, was ist.
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