Medikamente sind ein wesentlicher Faktor, warum unsere Lebensdauer heutzutage deutlich erhöht ist und warum wir heute Krankheiten, die früher tödlich gewesen wären, besiegen oder eindämmen können. Ohne die Entwicklung von Schmerzmitteln, Antibiotika und Cortison, wäre unser Leben sehr wahrscheinlich immer noch mit mehr Risiken und vorzeitigem Tod verbunden. Aber du weißt ja – keine Wirkung ohne Nebenwirkung. So gut diese Medikamente auch wirken, der inflationäre Einsatz in vielen Bereichen führt oft zu unerwünschten Begleiterscheinungen.

Medikamentenkeule?
Du hast ein Problem?
Wir haben die Tablette dafür!
Beschäftigen wir uns einmal mit den Nebenwirkungen und potenziellen Langzeitfolgen…
Zum Beispiel Cortison? Cortison ist ein wahres Wundermittel! Eigentlich ist Cortison ein körpereigener Stoff, er wird in den Nebennieren hergestellt und ist die inaktive Form von Cortisol (Glucocorticoid). Cortisol ist eines der wichtigsten Stresshormone (Energiebereitstellung, Blutzucker, Elektrolyte). Es hat eine Mineralocortikoide Wirkung, das heißt Wirkung auf Blutdruck und Mineralstoffe, sowie eine Glukocortikoide Wirkung – Entzündungshemmend, Immunsuppressiv und vasokonstriktiv.
1950 wurde für seine Entdeckung und therapeutische Anwendung der Nobelpreis verliehen. Die künstliche Herstellung von Cortison war ein Meilenstein der Medizin und rettet seitdem Leben. Die entzündungshemmende, immunsuppressive Wirkung tritt bei künstlich hergestelltem Cortison extrem schnell ein und wird bei Autoimmunprozessen, Allergien und Entzündungen aller Art genutzt. Allerdings kann die genomische Mineralcortikoide Wirkung nie komplett vermieden werden, diese führt vor allem bei langer Einnahme zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Risiken von Cortison sind u.a. erhöhter Blutzucker, Verlust von Muskelmasse, Osteoporose, Knochennekrose, gesteigertes Hungergefühl mit Gewichtszunahme und Vermehrung des Fettgewebes, Zyklusstörungen, Erektionsprobleme, Depressionen, Schlafstörungen, Hemmung der HPA-Achse, sowie ein erhöhtes Infektionsrisiko und auch Pilzinfektionen sind möglich (Hodgens et al. 2022). Cortisol macht dich kurzfristig leistungsfähiger und sorgt dafür, dass du durch stressige Perioden kommst; eine langfristige medikamentöse Einnahme und auch ein dauerhaft hoher Spiegel durch Stress, führen aber zu genannten Nebenwirkungen.
Da die körpereigene Cortisol-Produktion der Nebennieren bei Depot-Spritzen und besonders bei Dauergebrauch eingestellt wird, muss eine Therapie langsam ausgeschlichen werden. Wenn Cortison-Medikamente plötzliche abgesetzt werden, hat dies zur Folge, dass auf einmal zu wenig Cortison vorhanden ist. Der Steroid-Entzug führt zu Schwäche, Müdigkeit und Übelkeit, der Blutdruck sinkt und es kommt zu Verwirrungszuständen. Dieser Zustand kann lebensbedrohlich werden! Auch wenn Cortison-Medikamente bei gefährlichen Autoimmunprozessen und anderen größeren Prozessen Leben retten, eine langfristige Einnahme muss immer genau geplant werden. Ziel ist die Einnahme so kurz und niedrig-dosiert wie nur irgend möglich zu halten und ein Ausschleichen des Medikamentes genau zu planen.
Wenn du verletzt oder krank bist, stellt sich immer die Frage wie eine Therapie geplant werden kann um für dich auf psychischer und körperlicher Ebene den größtmöglichen Nutzen zu bringen. Natürlich will niemand unter Schmerzen leiden und es ist verständlich, dass unangenehme Krankheitssymptome vermieden werden möchten. Trotzdem kommuniziert unser Körper über diese Signale mit uns. Symptome zu reduzieren verändert in vielen Fällen auch nicht den Krankheitszustand. Oft verlagert sich das Problem nur, die Signale werden unterdrückt und die Krankheit wird mit der Zeit wohlmöglich größer. Problematisch ist, dass z.B. Schmerzmittel frei verkäuflich sind und die moderne Medizin oft nicht mit natürlicher Regulation und Vorsorge arbeitet. Der Griff in den Medikamentenschrank ist im Alltag normal, Kopfschmerztabletten bei Migräne, Schmerztabletten bei Periodenschmerzen, Antibiotika bei jeder laufenden Nase und die Cortison-Spritze für den Tennisarm.
Ohne Rezept und frei verkäuflich? Lass uns über Ibuprofen reden!
Bei kleineren Entzündungsreaktionen und Schmerzen wird häufig mit Nicht steroidalen Entzündungshemmern (NSAR) gearbeitet. Zum Beispiel Ibuprofen wurde ursprünglich für Krankheiten des Rheumatischen Formenkreis entwickelt und stellt eine Alternative zu Corticosteroiden da. Inzwischen wird Ibuprofen bei Schmerzzuständen aller Art und entzündlichen Prozessen eingesetzt. Von Gelenkschmerzen, Fieber über Muskelzerrung, Migräne, bis hin zu Hals – oder Menstruationsschmerzen, Ibuprofen ist am Start!

Ibuprofen hemmt COX-1 und COX-2 (Startsignale für Entzündungen und Enzyme für die Produktion von Prostaglandinen), Entzündungsprozesse werden zunächst gehemmt, dadurch wird aber auch die Hemmung der Hemmung gehemmt, denn Prostaglandine würden einen Entzündungsprozess im normalen Verlauf wieder ausschalten. Zusätzlich benötigen wir Prostaglandine für die Schleimproduktion im Magen (Schleim = Schutz). Vor allem durch Dauerhaften Einsatz, kommt es durch die Magensäure schließlich zu Verletzungen mit Blutungen im Magen, Magengeschwüren und Gastritis.
Scheinbar scheint es auch einen toxischen Effekt auf die Nieren zu geben, besonders bei Dehydration besteht die Gefahr einer Nierenschädigung. Vor allem bei Kindern und Vorschädigung der Nieren sollte daran gedacht werden (Trung et al. 2022).
Schmerzmittel und Medikamente allgemein gelten zudem als einer DER Auslöser für Darmprobleme. Durch antibakterielle Eigenschaften kommt es zu einer Änderung der Bakterienverteilung des Darmmikrobioms, zudem haben sie Einfluss auf die Darmschleimhaut und die Leberfunktion. Ibuprofen beeinflusst das Darmmikrobiom direkt, über Beeinflussung der Bakterienverteilung und Induktion von mikrobiellem Zelltod, als auch indirekt über Wirkung auf den Metabolismus, die Darmpermeabilität und Integrität (Maseda et al.2020).
Bei längerer Einnahme von NSAR, werden häufig Säureblocker (Protonpumpenhemmer) wie Blabla-prazol eingesetzt, damit sollen Magengeschwüre etc. verhindert werden. Also Medikamente für die Nebenwirkung der zuvor genommenen Medikamente. Durch zu wenig Magensäure wird die Verdauung gestört, der pH-Wert im Magen steigt und die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen wird negativ beeinflusst. Die Folge sind z.B. Magnesium-, Zink-, oder Kalziummängel. Außerdem wird durch die Hemmung der Belegzellen (die produzieren die Säure UND den Intrinsic Faktor) auch die Aufnahme von B12 verhindert. Zusätzlich besteht das Risiko für eine Helicobakter-Pylori-Gastritis, Leber- und Nierenschäden, sowie Osteoporose, also alles weniger schön und mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit.
Last but not least haben die NSAR auch einen negativen Effekt auf Geweberegeneration und Gesundheit des Bindegewebes. Sei es Knorpel, Sehne oder Muskulatur!
Aber Schmerz ist nicht alles…

Neben den klassischen Schmerzmitteln, kommt bei bakteriellen Erkrankungen vor allem Antibiotika zum Einsatz. Der inflationäre Einsatz von Antibiotika und die gleichzeitig langsam voranschreitende Entwicklung neuer Antibiotika und Medikamente, resultiert in der jetzigen Antibiotika-Resistenzkrise. Besonders Breitspektrum-Antibiotika reduzieren bekanntermaßen die Bakterienvielfalt des Darmmikrobioms. Neben schädlichen Bakterien, werden auch nützliche Bakterien reduziert. Wo weniger nützliche Bakterien vorhanden sind, können sich nachher pathogene Stämme leichter etablieren, die Folge kann eine Besiedlung mit Clostridium Difficile sein, die nicht wenige Menschen auf die Intensivstation bringen kann.
Bei langer oder häufiger Antibiotikagabe, kommt es eventuell auch zur Bildung resistenter Bakterien. Die Gefahr für Infektionen steigt. Es kommt zur Ansammlung von Metaboliten und Xenobiotics (Abbauprodukte und Körperfremde chemische Verbindungen). Dies hat weitreichende Folgen, durch die reduzierte Diversität des Mikrobioms wird auch das Immunsystem geschwächt. Die Darmbarriere und die Verdauung werden somit natürlich negativ beeinflusst (Patangia, Dhrati V et al. 2022). Speziell frühe Antibiotikagaben in der Kindheit und die Behandlung von werdenden Müttern, scheinen außerdem Übergewicht im späteren Leben der Kinder zu begünstigen (Davis C. D. 2016). Tierstudien weisen darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung des Mikrobioms und der Körperkomposition gibt. Demnach unterscheidet sich das Mikrobiom von Schlanken Menschen von dem Übergewichtiger.
Neuste Studien weisen zudem darauf hin, dass die orale Gabe von Antibiotika mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs in Verbindung gebracht wird (McDowell, Ronald et al. 2022).
Antibiotika können sinnvoll bei bakteriellen Infektionen eingesetzt werden, vor allem dann, wenn es um gefährliche Krankheitsbilder wie Blutinfektionen oder Lungenentzündungen geht. Häufig werden Antibiotika aber auch bei viralen Infekten eingesetzt, was zwar den Viren nichts anhaben kann, aber eine potenzielle bakterielle Superinfektion umgehen soll. Der generelle Einsatz, vor allem ohne genau Anamnese, stellt ein Problem dar. Antibiotika werden durch die Züchtung von Resistenzen irgendwann nicht mehr wirkungsvoll eingesetzt werden können. Schützen können wir uns durch sparsamen Einsatz und Prävention.
Medikamente haben ihre Platz, wenn sie gezielt und nie länger als unbedingt notwendig eingesetzt werden. Eine ursächliche Behandlung sollte aber dennoch nie vergessen werden!
Wie du siehst, hat jeder Fortschritt auch negative Seiten. Diese können aber durch bedachten Einsatz und intelligente Dosierungen vermindert werden. Nicht nur der Arzt, auch der Patient selbst steht hier in der Verantwortung. Auch für die eigene Gesundheit solltest du die dauerhafte Einnahme von Medikamenten immer hinterfragen; keine Wirkung ohne Nebenwirkung! Achte auch auf Wechselwirkungen der einzelnen Medikamente! Leider ist es bei der Einnahme mehrerer Medikamente zur gleichen Zeit, irgendwann kaum mehr möglich, Wechselwirkungen genau zu definieren. Bestenfalls kannst du weitestgehend auf Medikamente verzichten, ursächlich an Gesundheitsstörungen arbeiten und deinen Körper durch natürliche Medizin unterstützen. Jedes Symptom ist ein Warnzeichen und sollte ernst genommen werden. Durch das sofortige hemmen von Schmerzen oder anderen Krankheitssymptomen, verlernen wir auf unseren Körper zu hören und verlieren den Bezug zur Gesundheit.
Quellen:
Hodgens A, Sharman T. Corticosteroids. [Updated 2022 May 8]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK554612/
Ngo VTH, Bajaj T. Ibuprofen. [Updated 2022 Jun 5]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK542299/
Maseda, Damian, and Emanuela Ricciotti. “NSAID-Gut Microbiota Interactions.” Frontiers in pharmacology vol. 11 1153. 7 Aug. 2020, doi:10.3389/fphar.2020.01153
Patangia, Dhrati V et al. “Impact of antibiotics on the human microbiome and consequences for host health.” MicrobiologyOpen vol. 11,1 (2022): e1260. doi:10.1002/mbo3.1260
Davis, Cindy D. “The Gut Microbiome and Its Role in Obesity.” Nutrition today vol. 51,4 (2016): 167-174. doi:10.1097/NT.0000000000000167
McDowell, Ronald et al. “Oral antibiotic use and early-onset colorectal cancer: findings from a case-control study using a national clinical database.” British journal of cancer vol. 126,6 (2022): 957-967. doi:10.1038/s41416-021-01665-7

Deborah Rittwagen
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